Das fünfte Poesiefestival „Pop & Petersilie“
13. November - 17. November
40,00€Die eigenwillige Welt der Poesie – das fünfte Poesiefestival „Pop & Petersilie“
Es wird eine Feierstunde der Welterkenntnis, wenn ab 13. November zehn Lyrikerinnen und Lyriker aus Deutschland, aus Österreich, aus der Schweiz und der Ukraine zum Poesiefestival „Pop & Petersilie“ nach Neuruppin kommen. Poesie er(fasst) die Welt in Sprache: die Freude und das Leid, die Wut und die Lust, die Trauer und das Glück, die Hoffnung und die Verzweiflung. Und auch die Bäume und Häuser, die Straßen und Flüsse, das Meer und die Wolken. Poesie verwandelt, lässt uns aufhorchen und hinschauen. Sie offenbart uns, was der Alltag verschleiert.
Den Organisatoren vom fontane-kosmos Neuruppin ist das Poesiefestival eine Herzensangelegenheit. Und das nicht nur mit Blick auf Fontane. Es ist die ganz eigene, eigenwillige Welt der Poesie, der Klang, der Rhythmus, die Melodie der Sprache, der sie in Neuruppin besondere Aufmerksamkeit schenken wollen.
Erstmals gibt’s bei Pop & Petersilie in diesem Jahr auch Lyrik für Kinder. NILS MOHL aus Hamburg liest am 13. November in der Grundschule Alt Ruppin und der Fontaneschule Neuruppin aus seinen Gedichten „Tierische Außenseiter“. 2024 wurde er mit dem James Krüss Preis für internationale Kinder- und Jugendliteratur ausgezeichnet. Seit 2020 veröffentlicht er jeden Montag ein Gedicht auf Instagram.
Den Auftakt in der Lyrik-Lounge im Alten Gymnasium am Neuruppiner Schulplatz macht am Freitag, 15. November, um 19 Uhr der aus der ehemaligen Tschecheslowakei stammende und heute in Wien lebende Schriftsteller und Übersetzer Michael Stavarič. In seinem Gedichtband „Die Suche nach dem Ende der Dunkelheit“ ist das Meer Schauplatz und Schicksalsgewalt zugleich: eine Jukebox wird mit Muschelgeld gefüttert, Meerwasserduft in einem Wasserbett konserviert, ein gestrandeter Wal bekommt noch zwei Stockwerke obendrauf. Und Michael Stavarič hat noch seinen Gedichtband „in einen schwarzen Kittel gewickelt“ dabei (oder: „in an schwoazzn kittl gwicklt“). Darin bringt er uns die Wiener Seele näher – gespickt mit morbidem Charme und groteskem Humor.
Die freie Kritikerin und Moderatorin Beate Tröger aus Frankfurt am Main wird durch die Auftaktlesung führen. Sie veröffentlicht bei Deutschlandfunk, SWR und WDR, in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung oder auch im „Literaturboten“.
Fr 15.11. | 19 Uhr Michael Stavarič, Altes Gymnasium Schulplatz
Danach heißt es am Freitag, 15. November, um 21 Uhr im Café Hinterhof in Neuruppin „Bühne frei“ für alle Ruppiner Talente, die einen eigenen poetischen Text auf Lager haben. Egal ob Gedicht, Slam, Rap oder lyrische Prosa – alles wird gefeiert! Die Young Poetry Open Stage wird vom Slam-Profi Bas Böttcher moderiert.
Fr 15.11. | 21 Uhr Poetry Open Stage, Café Hinterhof
Zum Lyriksalon am Samstagnachmittag, 16. November um 15 Uhr ist die vielfach ausgezeichnete Lyrikerin Eva Maria Leuenberger aus der Schweiz eingeladen. Sie ist bekannt für ihre unter die Haut gehenden Texte. Ihrem 2024 in Buchform erschienenen Langgedicht „die spinne“ haftet etwas Endzeitliches an, wenn es die Zerstörung der Natur verhandelt. Ohne jeglichen Moralismus und mit viel Zartheit schildert sie, was mit dem Individuum und dem Körper geschieht, wenn das eigene Bewusstsein eine kollektive Schuld der Menschen entdeckt. die spinne tastet Gefühle von Schuld und Scham, Ohnmacht und Hoffnungslosigkeit körperlich ab. Im Gespräch mit Eva Maria Leuenberger ist die Literaturkritikerin, Essayistin und Moderatorin Cornelia Jentzsch.
Sa 16.11. | 15 Uhr Lyrik-Salon Eva Maria Leuenberger, Altes Gymnasium Schulplatz
Das erste Lyrik-Duett des Poesiefestivals gestalten am Samstag, 16. November, um 17.30 Uhr im Alten Gymnasium zwei bekannte Größen der deutschen Lyrikszene: Marcel Beyer und Kerstin Preiwuß. Marcel Beyer, geb. 1965, stammt aus Tailfingen in Württemberg, war in Kiel und Neuss zu Hause, studierte Germanistik, Anglistik und Literaturwissenschaft und lebt seit vielen Jahren in Dresden. Er schreibt Gedichte, Prosa, auch Opernlibretti und wurde u.a. 2016 mit dem Georg-Büchner-Preis. In seinem Gedichtband „Dämonenräumdienst“ trägt sich Unerhörtes zu: Hildegard Knef steigt ins Auto. Rudolph Moshammer trägt seinen Yorkshire Terrier durch München. Kunstwerke verschwinden. Etwas rüttelt am Fenster. Elvis fegt noch einmal die Einfahrt. Weißdorn, Majoran, Ginster … – In jedem der jeweils 40 Verszeilen langen Poeme nimmt sich eine andere Figur jede Freiheit heraus, die die strenge Verszeilenbegrenzung zulässt. Es wird bunt, manchmal auch wild: Es wird Zeit, den Dämonenräumdienst zu rufen.
Marcel Beyer hat sich als Duett-Partnerin die vielfach ausgezeichnete Lyrikerin, Romanautorin und Essayistin Kerstin Preiwuß nach Neuruppin gewünscht. Kerstin Preiwuß ist Jahrgang 1980, stammt aus Lübz, ist Professorin am Deutschen Literaturinstitut Leipzig und Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. 2006 erschien ihr Lyrikdebüt „nachricht von neuen sternen“, 2023 der autobiographische Essay „Heute ist mitten in der Nacht.“
Sa 16.11. | 17.30 Uhr Lyrik-Duett Marcel Beyer und Kerstin Preiwuß, Altes Gymnasium Schulplatz
Das zweite Lyrik-Duett am Samstag, 16. November, um 20 Uhr im Alten Gymnasium hat einen ganz anderen Charakter. Der deutsche „Poetry- Slam-König“ Bas Böttcher bringt seinen ganz eigenen Rhythmus mit. An seiner Seite Eva Matz, die politische Stimme der Bremer Poetry Slam Szene. Nach weiten Reisen und Straßenmusik arbeitet sie seit 2017 hauptberuflich als Spoken Word Künstlerin, Slam Poetin und Autorin, Theater- und Filmschaffende, Moderatorin und Musikerin, Workshop-Leiterin, Veranstalterin und Ehrenamtlerin. Bei ihr verschmilzt alles interdisziplinär. Und sie ist das erste Mal in Neuruppin. Das Publikum darf gespannt sein.
Sa, 16.11. |20 Uhr Poetry-Duett Bas Böttcher und Eva Matz, Altes Gymnasium Schulplatz
Am Sonntag, 17. November, ist um 11 Uhr die ukrainische Lyrikerin Marianna Kijanowska in Neuruppin zu Gast. Sie ist Autorin von mehreren Gedichtbänden, von Kurzgeschichten und Lyrik-Übersetzungen und lebt derzeit in Krakau. Ihr Gedichtzyklus „Babyn Jar. Stimmen“ erschien 2020 auf Ukrainisch und in diesem Jahr erstmals auf Deutsch. Die Übersetzerin Claudia Dathe wird die Lesung in Neuruppin moderieren und zugleich dolmetschen. 2020 wurde sie mit dem Internationalen Literaturpreis ausgezeichnet.
„Babyn Jar. Stimmen“ führt in den September des Jahres 1941 zurück. Damals erschossen NS-Sonderkommandos in der Schlucht von Babyn Jar bei Kiew an zwei Tagen mehr als 33.000 jüdische Frauen, Männer und Kinder. Es war das größte Einzelmassaker des Zweiten Weltkriegs, an dem deutsche Polizisten, SS-Männer, Wehrmachtsangehörige und lokale Kräfte beteiligt waren.
67 Menschen lässt Marianna Kijanowska in ihrem Gedichtzyklus zu Wort kommen. Die Stimmen gehören Menschen, die sich am Morgen des 29. September 1941 an der Melnikowa-Straße einfinden und zur „Weiberschlucht“ laufen, wo sie ermordet werden.
„Babyn Jar. Stimmen“ ist eines der wichtigsten Bücher der europäischen Gegenwartsliteratur.
So 17.11. |11 Uhr Lyrik-Matinee Marianna Kijanowska, Altes Gymnasium Schulplatz
Was Poesie außerdem noch sein kann, lustig, unbekümmert, heiter und doch ernst präsentieren die beiden Lyriker aus Österreich Christian Futscher und Antonio Fian zum Abschluss der Poesiefestivals „Pop & Petersilie“ am Sonntag, 17. November um 15 Uhr.
Christian Futscher, 1960 in Vorarlberg geboren, studierte Germanistik in Salzburg und lebt seit 1986 in Wien. Er ist Verfasser von Prosatexten, Lyrik und Hörspielen und seit 1994 Mitglied der Grazer Autorenversammlung. Für Neuruppin hat er drei Bücher im Gepäck. In seinem Gedichtband „Das Pfeifen der Gräser“ reiht sich Komisches an Tragisches, Kurzes an Langes, Surreales an Reales. Sein Band „Alles außer Lyrik“ ist eine Reise vom Frühling in den Herbst, von den Blüten zarter Liebe zu den Früchten langer Ehe, von ersten Sätzen zu vollen Bücherregalen, … Er analysiert haarscharf und nimmt die bunten Szenen des Alltags unter die Lupe. Eine wunderbare Balance zwischen der Komik und dem bitteren Ernst der Zeit gelingt ihm auch in seinem Gedichtband „Froschkonzert“. Schwere Themen verlieren ihre Tragik angesichts einer skurrilen Zeile und scheinbar Leichtes bleibt einem beim Lesen im Hals stecken.
„Mach es wie die Eieruhr | sei für weiche Eier nur.“ Antonia Fion, 1956 in Klagenfurt geboren, lebt seit 1976 in Wien und ist ein literarisches Urgestein in Österreich. Er veröffentlicht in vielen Sparten, wurde vielfach ausgezeichnet und ist besonders für seine wöchentlich publizierten Dramolette bekannt. Mit seinem Gedichtband „Mach es wie die Eieruhr“ hat der Aus-dem-Ärmel-Schüttler literarischer Postings mehrere Literaturgattungen zerlegt und neu zusammengefügt. Seine „Präsidentenlieder“ sind pointierte, amüsante Alltagsgeschichten voll Hintersinn. Der „Präsident“ (einer Bank? Eines Rotary-Clubs? Man weiß es nicht), mag er auch im Herzen bemüht und stets gutwillig sein, seine Zeit ist vorbei: seine Ausführungen rufen bei seiner Frau und den Kindern, selbst bei der Katze meist nur Kopfschütteln hervor oder werden überhaupt überhört.
So 17.11. | 15 Uhr Lyrik-Duett Christian Futscher, Antonio Fian, Altes Gymnasium Schulplatz
Das Poesiefestival „Pop & Petersilie“ wird begleitet vom Jazz-Pianisten Søren Gundermann, der auch beim diesjährigen Fontane-Lyrik-Projekt zu Pfingsten die musikalischen Akzente setzte.
Das Festspielprogramm gibt’s als Flyer und auf www.fontane-kosmos.de. Die Karten pro Lyrik-Lesung kosten 10 €, ermäßigt 5 €. Und es gibt ein Festspielticket für 40 €, ermäßigt 20 €. Zu haben online im Ticketshop auf der website, bei reservix, in allen Vorverkaufsstellen und im Fontane-Festspielbüro in Neuruppin, Tel. 03391 – 65 98 198.
Unterstützt wird das Poesiefestival vom Ministerium für Wissenschaft Forschung und Kultur des Landes Brandenburg, von der Fontanestadt Neuruppin, der Sparkasse Ostprignitz-Ruppin, der Stadtwerke Neuruppin GmbH, der Neuruppiner Wohnungsbaugesellschaft mbH, dem Landkreis Ostprignitz Ruppin, der Lotto Brandenburg GmbH und von Lyrikempfehlungen für Kinder.
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